109. Der Glasberg

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Der Glasberg

Nach dem gleichnamigen Märchen aus Polen

gefunden bei https://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchen_polen/glasberg.html

würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz

Die Zweite Ebene vor 9.944 Jahren

Auf einem hohen Glasberge stand einst ein Schloß von lauter Gold und vor dem Schlosse ein Apfelbaum mit goldenen Äpfeln.

Wer einen Apfel pflückte, der kam in das Schloß hinein, und dort saß eine verzauberte Prinzessin von wunderbarer Schönheit inmitten ungeheurer Schätze und Reichtümer.

Schon viele Ritter hatten versucht, auf den Berg hinaufzukommen.

Auf scharf beschlagenem Pferde kletterte mancher hinauf, aber auf halbem Wege stürzte er von dem glatten und steilen Berge hinunter.

Einer brach sich den Arm, der andere das Bein, mancher gar das Genick.

*

Die schöne Prinzessin sah von ihrem Fenster aus, wie die herrlichen Ritter vergebens in die Höhe zu kommen suchten,

und schon zwölf Jahre wartete sie auf ihren Retter.

War das dreizehnte Jahr vollendet, dann würde sie dem Dämon Polewoj verfallen.

**

Rund um den Berg lagen viele Leichen - Ritter und Pferde. Die ganze Gegend sah aus wie ein Friedhof.

Es fehlten bloß noch drei Tage zu den dreizehn Jahren, als ein Ritter in goldener Rüstung auf mutigem Rosse zum Glasberge ritt.

Mit mächtigem Anlauf kam er bis zur halben Höhe und kehrte glücklich zurück.

Nach dieser glücklichen Probe machte er am nächsten Tage einen zweiten Versuch.

Das Roß stampfte auf dem harten Glase, daß die Funken sprühten.

Schon war der Ritter oben bei dem Apfelbaume.

Da erhob sich ein großer Falke, rauschte mit seinen breiten Flügeln und traf damit die Augen des Pferdes.

Das Pferd wurde scheu, bäumte sich hoch empor, seine Hinterfüße glitschten aus, - es fiel mitsamt dem Ritter den steilen Berg hinunter.

Von beiden blieben bloß die Knochen übrig, und die klapperten in der zusammengestoßenen Rüstung wie Erbsen in einer Blase.

***

Jetzt fehlte nur noch ein Tag bis zum Schlusse des dreizehnten Jahres.

Da kam ein flotter Student heran, ein schmucker, kräftiger und großer Jüngling.

Er hatte schon zu Hause bei seinen Eltern von der Prinzessin gehört und deshalb im Walde einen Luchs getötet.

Jetzt machte er sich dessen Krallen an Händen und Füßen fest, und so kam er glücklich bis zur halben Höhe.

Da ging die Sonne unter.

****

Er konnte kaum atmen vor Müdigkeit, der Mund war ihm ganz trocken vor Durst.

Eine schwarze Wolke flog vorüber, doch vergebens bat und flehte er, sie möchte wenigstens einen Tropfen fallen lassen; vergebens öffnete er den Mund,

- die Wolke flog vorüber, kein Tröpflein Tau feuchtete seine trockenen Lippen.

Seine Füße waren ganz blutig; er hielt sich nur noch mit den Händen.

Die Sonne war verschwunden, - und er blickte nach oben, um noch des Berges Gipfel zu erschauen.

Dabei mußte er den Kopf so heben, daß ihm die schöne Mütze herunterfiel.

Dann blickte er nach unten: - Himmel, was für ein Abgrund, und was für ein schrecklicher Geruch kam von den Leichen herauf!

Es wurde ganz finster.

Die Sterne beleuchteten blaß den gläsernen Berg.

Der kühne Student hing wie angeschmiedet an seinen Händen.

Seine Kraft war zu Ende, und er erwartete den Tod.

Da schloss ihm der Schlaf die Augen.

Er vergaß seine gefährliche Lage und schlummerte süß ein.

Die scharfen Krallen warem aber so fest in das Glas gehackt, daß er ganz ruhig schlief und nicht herab stürzte.

*****

Der Falke, der den Apfelbaum verteidigte und den Ritter mit dem Pferde hinabgeworfen hatte, flog jede Nacht als wachsamer Wächter um den Berg.

Als nun der Mond aufgegangen war, kreiste er wieder in der Luft, erblickte den Jüngling und ließ sich bei ihm nieder, denn er glaubte, es gebe da eine frische Leiche zu fressen.

Aber der Bursche schlief nicht mehr; er sah den Vogel und dachte nach, wie er sich mit dessen Hilfe retten könnte.

Der Falke schlug seine scharfen Krallen in das Fleisch des Jünglings.

Da packte dieser plötzlich die Beine des Vogels und ließ sich von ihm emportragen in die Luft.

Das Schloß auf dem Berge glänzte im bleichen Mondlichte wie eine trübe Lampe.

Jetzt war der goldene Apfelbaum in der Nähe.

Der Bursche zog ein Messer aus dem Gürtel und schnitt dem Falken beide Füße ab.

Der Vogel stieg vor Schmerz bis zu den Wolken hinauf, der Jüngling aber fiel in die breiten Äste des Apfelbaums.

Da zog er die Falkenfüße, die noch mit den Krallen in seinem Fleische steckten, heraus, legte die Schale eines goldenen Apfels auf die Wunde, - und gleich war sie geheilt.

Dann pflückte er sich die Taschen voll solch goldener Äpfel und ging dreist ins Schloß hinein.

******

Der Hofplatz war voller seltsam leuchtender Spiegel und Türen, die auch Spiegel waren., und auf dem Balkon saß die verzauberte Prinzessin.

Da rief die Prinzessin dem Studenten zu: " Nimm dich in Acht vor dem Dämon!"

Und wirklich der Dämon Polewoj erschien wütend vor ihm.

" GLAUBST DU WIRKLICH, DU KANNST MICH SO LEICHT BESIEGEN?" fragte der Dämon Polewoj ärgerlich.

Da warf ihm der Student einen der goldenen Äpfel gegen den Kopf.

" ELENDER WICHT ", rief der Dämon und taumelte doch einen Schritt zurück.

Dabei taumelte er durch eine der Spiegeltüren und war sogleich verschwunden.

Der Student sprang vor und schloss schnell die Tür.

" Rasch, wir müssen sofort fliehen ", rief die Prinzessin.

Der Student und die Prinzessin flohen aus dem Schloss.

Kaum waren sie aus dem Schloss geflohen, verschwand der Glasberg und das Schloss.

" Das Schloss und der Glasberg sind ein Teil eines kosmischen Spiegellabyrinths ", erkärte die Prinzessin, " es verbindet viele Welten, aber wenn Dämonen es beherrschen kommt nur Unheil dabei heraus. Seien wir froh, dass dieser Dämon und alles Zauberwerk fort sind. "

" Nicht alles Zauberwerk ist fort ", erwiderte der Student lächelnd,

" Ich habe noch die goldenen Äpfel."

*******

Die Hexe hatte alles durch ihren persönlichen Zauberspiegel verfolgt.

Ihr Meister war fort.

Sie konnte auch keinen Kontakt mehr mit Polewoj herstellen.

Wahrscheinlich war er in irgendeiner fernen Welt gestrandet.

Nun gut, dann würde die Hexe Morgus in Zukunft die dunklen Mächte auf

der Zweiten Ebene alleine anführen.

Sie würde ihren Weg entschlossen weiter gehen.

Ende

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