110. Der Schüler der Hexe


Der Schüler der Hexe

(Die Zweite Ebene)

vor 9.930 Jahren

frei nach

Der König vom Goldenen Berge

von den Gebrüdern Grimm

gefunden bei: https://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/der_konig_vom_goldenen_berg

würfelweltmäßig bearbeitet von Uwe Vitz

Ein Kaufmann, der hatte zwei Kinder,einen Buben und ein Mädchen, die waren beide noch klein und konnten noch nicht laufen.

Es gingen aber zwei reichbeladene Schiffe von ihm auf dem Meer, und sein ganzes Vermögen war darin, und wie er meinte, dadurch viel Geld zu gewinnen,

kam die Nachricht, sie wären versunken.

Da war er nun statt eines reichen Mannes ein armer Mann und hatte nichts mehr übrig als einen Acker vor der Stadt.

*

Um sich sein Unglück ein wenig aus den Gedanken zu schlagen, ging er hinaus auf den Acker, und wie er da so auf und ab ging,

stand auf einmal ein kleines Schwarzes Männchen neben ihm und fragte, warum er so traurig wäre und was er sich so sehr zu Herzen nähme.

Da sprach der Kaufmann: "Wenn du mir helfen könntest, wollt ich es dir wohl sagen."

"Wer weiß," antwortete das Schwarze Männchen, "vielleicht helf ich dir."

Da erzählte der Kaufmann, daß ihm sein ganzer Reichtum auf dem Meere zugrunde gegangen wäre, und hätte er nichts mehr übrig als diesen Acker.

"Bekümmere dich nicht," sagte das Männchen, "wenn du mir versprichst, das, was dir zu Haus am ersten widers Bein stößt, in zwölf Jahren hierher auf den Platz zu bringen,

sollst du Geld haben, soviel du willst."

Der Kaufmann dachte:

Was kann das anders sein als mein Hund?

Aber an seinen kleinen Jungen dachte er nicht und sagte ja, gab dem Schwarzen Mann Handschrift und Siegel darüber und ging nach Haus.

**

Als er nach Haus kam, da freute sich sein kleiner Junge so sehr darüber, daß er sich an den Bänken hielt, zu ihm herbeiwackelte und ihn an den Beinen festpackte.

Da erschrak der Vater, denn es fiel ihm sein Versprechen ein, und er wußte nun, was er verschrieben hatte.

Weil er aber immer noch kein Geld in seinen Kisten und Kasten fand, dachte er, es wäre nur ein Spaß von dem Männchen gewesen

Einen Monat nachher ging er auf den Boden und wollte altes Zinn zusammensuchen und verkaufen, da sah er einen großen Haufen Geld liegen.

Nun war er wieder guter Dinge, kaufte ein, ward ein größerer Kaufmann als vorher und ließ die lieben Götter fern sein.

**

Unterdessen ward der Junge groß und dabei klug und gescheit.

Je näher aber die zwölf Jahre herbeikamen, je sorgenvoller ward der Kaufmann,

so daß man ihm die Angst im Gesichte sehen konnte.

Da fragte ihn der Sohn einmal, was ihm fehlte.

Der Vater wollte es nicht sagen, aber jener hielt so lange an, bis er ihm endlich sagte, er hätte ihn, ohne zu wissen,

was er verspräche, einem Schwarzen Männchen zugesagt und vieles Geld dafür bekommen.

Er hätte seine Handschrift mit Siegel darüber gegeben, und nun müßte er ihn, wenn zwölf Jahre herum wären, ausliefern.

Da sprach der Sohn:

"O Vater, laßt Euch nicht bang sein, das soll schon gut werden, der Schwarze hat keine Macht über mich."

***

Der Sohn ließ sich von einem Priester der lieben Götter segnen, und als die Stunde kam, gingen sie zusammen hinaus auf den Acker,

und der Sohn machte einen Kreis und stellte sich mit seinem Vater hinein.

Da kam das Schwarze Männchen und sprach zu dem Alten:

"Hast du mitgebracht, was du mir versprochen hast?"

Er schwieg still, aber der Sohn fragte:

"Was willst du hier?"

Da sagte das Schwarze Männchen:

"Ich habe mit deinem Vater zu sprechen und nicht mit dir."

Der Sohn antwortete:

"Du hast meinen Vater betrogen und verführt, gib die Handschrift heraus!"

"Nein," sagte das Schwarze Männchen, "mein Recht geb ich nicht auf."

Da redeten sie noch lange miteinander, endlich wurden sie einig, der Sohn, weil er dem Erbfeind und nicht mehr seinem Vater zugehörte,

sollte sich in ein Schiffchen setzen, das auf einem hinabwärts fließenden Wasser stände, und der Vater sollte es mit seinem eigenen Fuß fortstoßen,

und dann sollte der Sohn dem Wasser überlassen bleiben.

****

Da nahm er Abschied von seinem Vater, setzte sich in ein Schiffchen, und der Vater mußte es mit seinem eigenen Fuß fortstoßen.

Das Schiffchen schlug um, so daß der unterste Teil oben war, die Decke aber im Wasser; und der Vater glaubte, sein Sohn wäre verloren, ging heim und trauerte um ihn.

Das Schiffchen aber versank nicht, sondern floß ruhig fort, und der Jüngling saß sicher darin, und so floß es lange, bis es endlich an einem unbekannten Ufer festsitzen blieb.

Da stieg er ans Land, sah ein schönes Schloß vor sich liegen und ging darauf los.

Wie er aber hineintrat, war es verwünscht. Er ging durch alle Zimmer, aber sie waren leer, bis er in die letzte Kammer kam, da lag eine Schlange darin und ringelte sich.

Die Schlange verwandelte sich in eine Frau.

" Ich bin die Hexe Morgus, willst du mein Schüler und mein Diener werden?" ,fragte sie.

Er ahnte, es würde ihn übel ergehen, wenn er sich weigerte.

" Ich werde Euer Schüler und Diener werden ", sagte er.

Und die Hexe Morgus lächelte zufrieden.

Ende.

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